Donnerstag, 18. Oktober 2012

Liebesfilme als Beziehungskiller?

Wer kennt das nicht: Nach einem langen und stressigen Tag will man abends nichts weiteres, als sich mit seiner oder seinem Liebsten auf die Couch zu pflanzen, eine DVD in den Player zu schmeißen und abzuschalten. Den Abend mit einem schönen Film ausklingen lassen, das ist vor allem bei Pärchen sehr beliebt. Und da meistens Frauen bei der Wahl der DVD das Sagen haben, handelt es sich meist um einen Liebesfilm. Liebesfilme, vor allem Hollywood-Produktionen, laufen meist nach einem sehr ähnlichen Schema ab.
Das Ende der Geschichte kennt man schon, bevor der Film überhaupt begonnen hat: Mann und Frau kommen zusammen, führen ein glückliches Leben, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie auch heute noch.

Die Studie

Doch wie wirkt sich die unreale Kinowelt auf eine echte Beziehung aus?  Mit dieser Frage haben sich Forscher aus den USA, genauer dem Albion College, beschäftigt. In einer Studie haben sie 390 Paare nach ihrer Zufriedenheit in der Beziehung, den persönlichen Erwartung an eine Beziehung und ihrem Engagement in der Beziehung gefragt. Darüber hinaus wurde nach dem Konsum von Filmen gefragt, und wie vor allem Liebesfilme wahrgenommen werden.

Fiktion gegen Realität

Das Ergebnis spricht für sich: Je mehr sich die Befragten für Liebesfilme interessierten und beigeistern konnten, desto kritischer wurde die eigene Beziehung gesehen. Denn die fiktiven Liebesgeschichten auf DVD werden auf das eigene Liebesleben projiziert. Da unser Leben nicht nach einem Drehbuch, das auf ein Happy End ausgelegt ist, funktioniert, kann sich ein zu hoher Konsum von Liebefilmen zu einem echten Beziehungskiller entwickeln. Denn je mehr die Befragten an diese Liebesgeschichten glaubten, desto höher werden die eigenen „Beziehungskosten“, also Freiheitsverlust, Zeitverlust und die unattraktiven Seiten des Partners eingestuft. Man fühlt sich nicht mehr so sehr zum Partner verbunden, und was noch schlimmer ist, man findet Alternativen immer attraktiver.

Umkehrschluss  

Kann man daraus schließen, dass wenn man Filme schaut, die kein Happy End haben und bei denen die Paare oder Eheleute schrecklich miteinander umgehen, die eigene Beziehung bekräftigen? Das kann man nicht genau sagen, aber es kann durchaus dazu kommen, dass man seine Beziehung mehr schätzt, nachdem man einen Film gesehen hat, in dem sich die Liebenden sprichwörtlich zerfleischen. Aber auch das kann nicht die Lösung sein. Auch wenn man ein großer Filmfan ist, Film bleibt Fiktion. Deswegen sollte man sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und sein Augenmerk auf die reale Welt legen. Man versucht ja auch nicht, nach einem Rambo Film Afghanistan auf eigene Faust zu befreien.

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